Erotische Spiel-Zeit
Da meine bessere Hälfte ebenso experimentierfreudig ist wie ich, wagten wir uns neulich Nacht an ein erotisches Brettspiel für Paare: „Wahre Liebe“ von Tease and Please. Ein Spiel, das angeblich von führenden Sexualforschern entwickelt wurde und nichts mit Lilo Wanders zu tun hat. Ziel: „die Aktivierung und Stimulation Eurer sexuellen Lebensenergie“ – das zumindest verspricht die Anleitung. Wir sind gespannt!
In der Verpackung stecken zwei Spielfiguren, zwei Sanduhren (mit 30 Sekunden und 180 Sekunden) und allerlei (480 um genau zu sein) Karten mit Fragen und Aufgaben. Wer pfiffig ist, legt sich vor Spielbeginn bereits die „Utensilien“ parat, die früher oder später gebraucht werden. So muss man währenddessen nicht auf die Suche gehen. Laut Spielanleitung sind das: Massage-Öl (meine Empfehlung: Shunga), Gleitmittel, Augenbinde, Schnürsenkel, stimmungsvolle Musik, Löffel, Gabel, große Badetücher, Eiswürfel, Schlagsahne und frisches Obst.
Mirko (so heißt mein Freund) und ich zündeten Kerzen an und bauten das Spielfeld (das durch den stabilen Karton wirklich hochwertig daher kommt) vor dem Kamin auf. Die Partie verläuft nach einem ganz simplen Prinzip: Man würfelt und führt die entsprechende Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen aus. Die Aufgaben werden übrigens im Spielverlauf immer „feuriger“. Aber auch die „zärtlichen“ am Anfang haben es durchaus in sich. Da wurde ich zum Beispiel aufgefordert, einen Liebesbrief zu schreiben. Puh, versucht das mal „eben schnell“ – eine echte Herausforderung! Und Karten von diesem Kaliber folgen noch einige: Mirko sollte eine erotische Geschichte erzählen und mir über 30 Sekunden lang ohne Unterlass Komplimente machen. Seinen Schwanz einführen, ohne die Hände zu benutzen (ja, er hat das tatsächlich geschafft, auch wenn’s knifflig war). Ich revanchierte mich mit der nächsten Aufgabe, indem ich seine Hoden in den Mund nahm. Natürlich kann man all diese Dinge auch ohne die Hilfe eines Brettspiels tun, aber so hat es irgendwie einen ganz besonderen Reiz, finde ich. Und die Karten fordern einen auf spielerische Art heraus, Neues zu probieren. Hier und da sogar, über die eigenen Grenzen zu gehen.
Obwohl es auch einige Aufgaben gibt, die schlichtweg dämlich, um nicht zu sagen etwas eklig sind. Da wäre zum Beispiel: ein Getränk aus der Hand des anderen schlürfen (mag vielleicht in einem Hollywood-Film sexy aussehen, im wahren Leben eher nicht) oder seinen Partner in Frischhaltefolie einpacken (für Leute mit einem Folien-Fetisch bestimmt spannend). Aber diese unsinnigen Karten und solche, die einem nicht gefallen, kann man ja glücklicherweise aussortieren und sich auf die „interessanten“ Aufgaben konzentrieren.
Unser Fazit: „Wahre Liebe“ ist ganz klar kein Spiel für jeden Abend, aber ganz klar eines, mit dem man sehr intensive Stunden mit seinem Partner erleben kann. Man erfährt – Ehrlichkeit vorausgesetzt – intime Wünsche, bevorzugte Massagestellen, erogene Zonen und geheime Vorlieben des anderen. Wobei es zum Ende hin verdammt schwer wird, sich noch auf das Spiel zu konzentrieren. Mirko und ich haben es jedenfalls selten bis zum Ziel geschafft, weil wir vorher schon übereinander her fallen mussten ;) Das Spiel bringt jedenfalls auch nach mehrmaligen Durchgängen noch Spaß, weil allerhand Karten da sind und sich die Aufgaben nicht so fix wiederholen. Einziger Wermutstropfen: Die Texte sind nicht besonders gut übersetzt und es haben sich so einige Rechtschreibfehler eingeschlichen. Und einmal blieb die rote Sanduhr stecken, was in gewissen Situationen durchaus brenzlig werden könnte (beim Blasen renkt man sich ja irgendwann den Kiefer aus). In unserem Fall war die Sanduhr-Panne halb so wild war, denn Mirko war gerade dabei, mich zu massieren. Er hat das Spiel übrigens gewonnen und durfte einen geheimen Wunsch einlösen, den jeder Spieler sich am Anfang für sich ausdenkt. Welcher das war? Das bleibt mein Geheimnis. Nur so viel: Das, was darauf folgte, fängt mit O an…
empfehlen teilen