Freimachen bitte!
Von Nele, veröffentlicht am 13.11.2017
Doktorspiele sind bekanntlich der Klassiker unter den erotischen Fantasien. Zugegeben reizt auch mich diese Vorstellung. Und ich gestehe: Neulich, beim Frauenarzt, lief mein Kopfkino auf Hochtouren. Ich muss dazu sagen, dass mein Frauenarzt ein echter heißer Typ ist. Dunkle lockige Haare, kräftige Hände und diese Grübchen um den Mund – zum Anbeißen! Leider ist er verheiratet. Was mich nicht davon abhält, mir vorzustellen, dass er statt des Spekulums ein ganz anderes Instrument (nämlich seins!) in mich hinein schiebt. Heute sitze ich aber nicht beim Frauenarzt, sondern beim Steuerberater im Wartezimmer. Puh, hier erwartet mich leider eher eine trockene Materie. Ist es da verwunderlich, dass meine Gedanken schon wieder abschweifen? Ich starre wie gebannt auf den roten Fransenteppich und stelle mir vor, ich wäre eine sexy Oberärztin, die sich sorgend um ihren Patienten kümmert und würde dabei all das tun, was eine echte Ärztin niemals tun würde…
Dabei trage ich halterlose Overknees mit einer roten Schleife. Und ein hautenges Schwesternkleid mit einem gewagten Ausschnitt, auf dem im Brustbereich ein kleines Kreuz gestickt ist. Eine Haube schmückt mein dunkelbraunes langes Haar. Nur mein Höschen – ups, das habe ich das diesem Tag doch glatt vergessen.
Selbstbewusst gehe ich den kargen langen Flur hinab. Zimmer 135 – da liegt er. Ich klopfe und trete ein, ehe er reagieren kann. „Herr Jerome, wie geht’s Ihnen heute?“, flöte ich und ziehe energisch den Vorhang auf. „Also… ehrlich gesagt… nicht so berauschend“, stöhnt er. „Dann wollen wir mal sehen…“ Unsanft schiebe ich seine Bettdecke beiseite, zücke mein Stethoskop und beuge mich über ihn. Lüstern starrt er mir auf die Brüste, was ich sofort mit einem strengen Blick quittiere. „Ich schlage vor, dass wir zunächst mal Ihre Temperatur messen. Rektal. Freimachen bitte!“ Er zögert. „Heute noch“, ergänze ich. „Ich habe nicht ewig Zeit!“ Während er die Boxershorts hinunter schiebt, streife mir die dünnen, weißen Gummihandschuhe über. „Dann wollen wir mal…“
Genüsslich lasse ich das Fieberthermometer in den Po gleiten und stelle dabei fest, dass mir sein wohlgeformtes Hinterteil ausgesprochen gut gefällt. Piep. Piep. Piep. Ich lasse das Thermometer noch etwas länger als nötig stecken, bevor ich verkünde: „37,3. Alles bestens.“ Er dreht sich auf den Rücken und plötzlich ist da ein spitzbübisches Funkeln in seinen Augen. „Herr Jerome“, setze ich erneut an. „Wo genau liegt denn das Problem?“ Er schielt an sich hinunter und ich folge seinem Blick. „Okay, Leistengegend…“ Ich lege eine Kunstpause ein. „Hm, in solchen Fällen ist es zwingend nötig, die Erregbarkeit des Patienten zu überprüfen. Wir müssen sicher gehen, dass genug Blut in die Schwellkörper dringt. Ich werde Sie jetzt noch einmal ganz gründlich untersuchen. Hodensack, Prostata – das volle Programm.“ Ich stolziere in meinen hohen High Heels zum Medizinschränkchen und fische eine Tube Gleitgel heraus. „Keine Sorge, Herr Jerome, das ist mein Fachgebiet.“ Wenig später habe ich die Tür verriegelt und widme mich einer Behandlung, die unanständiger nicht hätte ausfallen können…
„Frau Cordes? Hallo, Frau Cordes?“ Eine männliche Stimme reißt mich aus den Gedanken. „Sie sind dran!“ Ich schaue vom Teppich hoch – direkt in zwei stahlblaue Augen. Holla, dass nenn‘ ich mal einen attraktiven Steuerberater! Und: kein Ring am Finger! Wer weiß, vielleicht wird dieser Termin doch gar nicht so öde, wie ich dachte…
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