Kamasutra im Selbstversuch
Von Betti, veröffentlicht am 23.10.2017
Es gibt ein Buch, von dem jeder schon mal gehört hat. Eines, das Geschichte schrieb. Nein, ich rede jetzt nicht von „Shades of Grey“ sondern dem legendären Leitfaden der Liebeskunst: dem Kamasutra. Mallanaga Vatsyayana, der Verfasser, soll angeblich im Zölibat gelebt haben. Da stellt sich zu Recht die Frage: Sind diese Stellungen, die darin beschrieben werden, in der Realität wirklich so prickelnd? Probieren geht über Studieren heißt es ja so schön. Also fix die passende Lektüre besorgt, Laken durchgeschüttelt – und auf geht das wilde Abenteuer…
Mein Freund Frank lässt sich nicht lange bitten, er ist sexuellen Experimenten gegenüber stets sehr aufgeschlossen. Wir starten gleich in die Vollen und knüpfen uns als erstes „die Kerze“ vor. Als Kind war ich ganz gut darin. Und tatsächlich trägt die Position nicht nur den gleichen Titel wie die Gymnastikübung, sie sieht auch genauso aus – nur eben in der verschärften Version. Heißt konkret: Po hoch, Beine in die Luft. Solange man keine allzu weiche Matratze hat, funktioniert das halbwegs gut, allerdings … erotisch ist das nicht gerade. Ich komme mir vor wie im Yoga-Kurs. Und ich sehe auch nicht, dass ich diese Position länger als drei Minuten halten kann. Also Abbruch…
Für die nächste Stellung verlagern wir unser Liebesnest auf den Fußboden. Denn beim „Brückenpfeiler“ – Ihr ahnt es bereits – ist Standfestigkeit gefragt. Standfestigkeit ist ein gutes Stichwort, denn die fehlte bei Frank leider gänzlich. Was mich nicht weiter wundert, denn die Position verlangt von ihm extrem viel Gelenkigkeit: Er soll laut Vorlage eine Brücke machen, während ich auf ihm sitze. Hallo? Geht’s noch? Mein Freund ist IT-Berater und kein Zirkusartist. Nach einigen erfolglosen Verrenkungsversuchen brechen wir auch dieses Unternehmen ab.
„Der Balanceakt“ hält, was der Name verspricht: Frank liegt dabei auf dem Rücken und zieht seine gespreizten Beine an den Körper. Ich soll mich nun mit dem Rücken zu ihm auf seinen Penis setzen – ohne mich abzustützen wohlgemerkt! Vier Minuten (hey, Rekord!) halten wir durch, dann beschließen wir, gezielt nach Stellungen im Buch zu schauen, bei denen wir uns weniger verrenken und mehr auf das Wesentliche konzentrieren können: auf uns und den Sex.
Beim Durchblättern fällt auf, dass viele der Stellungen nach Tieren benannt sind: Frosch, Affe oder Schmetterling … Schmetterling – das klingt nach entspanntem Blümchensex. Unsere Wahl ist getroffen! ER kniet dabei am Rand des Bettes, während SIE mit weit geöffneten Beinen vor ihm liegt. Dann hebt er ihre Beine leicht an. Klingt machbar. Und tatsächlich ist diese Position um einiges angenehmer als die akrobatischen Höchstleistungen, die wir zu Beginn in Angriff genommen haben. Unsere Motivation ist endlich wieder zum Leben erweckt – und auf Hüfthöhe meines Freundes tut sich wieder was.
„Das Waffeleisen“ macht hoffentlich nicht nur Appetit auf Süßes, sondern auch auf Sex. Mein Liebster liegt bei dieser Stellung auf dem Rücken, ich lege mich mit leicht geöffneten Beinen auf ihn und bedecke seinen ganzen Körper mit meinem. Nun gleite ich mit sanften Bewegungen über ihn, reibe mich an ihm. Vor, zurück, zur Seite. Ja, das ist gut. Sehr gut sogar! Das Kamasutra gefällt uns immer besser! Voller Vorfreude blättern wir weiter und siehe da … „Der bestürzte Engel“ ist uns wohlbekannt – unter dem Namen „Löffelchenstellung“, für die wir jetzt keine Schritt-für-Schritt-Anleitung mehr brauchen. Das Buch klappt zu und den Rest der Nacht setzen wir auf das, was wir am besten beherrschen: Freestyle…
Mein Fazit: Die akrobatischeren Positionen sollte man lieber sportlichen Menschen überlassen (zu denen ich zugegebenermaßen nicht zähle). Die „einfacheren“ hingegen können für Abwechslung und viel Spaß sorgen, solange man sich nicht zu lange an den Büchern festbeißt, sondern tut, was sich gut anfühlt. Übrigens hält das Kamasutra auch über 30 Kussarten bereit – die werde ich gleich heute Abend mal ausprobieren. Frank wird sich freuen…
empfehlen teilen